MiB 2019 - Ursulinenkrippe

Die „URSULINENKRIPPE“ 

Ausstellung vom 30.11.2019 - 1.2.2020

Das Imster Museum im Ballhaus besitzt eine besonders hochwertige Krippensammlung, aus der die barocke Ursulinenkrippe mit ihren über 200 gekleideten Figuren noch zusätzlich hervorsticht. Diese steht im heurigen Jahr im Mittelpunkt der Weihnachtsausstellung.


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Die Ursprünge der heute in Tirol besonders liebevoll gepflegten Krippentradition gehen in die Zeit des Barock zurück, als die bunten Figuren die Bibelgeschichte rund um das Weihnachtsgeschehen wie eine „Theaterszene“ erzählen sollten – die Bevölkerung konnte großteils ja weder lesen noch schreiben, nun wurde ihr jedoch eine unmittelbare Teilhabe am Geschehen ermöglicht.

So genannte gekleidete Krippen sind typisch für die Zeit des Barock und zudem die älteste Form der Krippe, welche man ursprünglich nur in Kirchen aufstellte – in Tirol ab dem frühen 17. Jahrhundert.

Die Ursulinenkrippe ist eine prachtvolle, außergewöhnlich gut erhaltene gekleidete Krippe, die um 1790 im Innsbrucker Ursulinenkloster hergestellt worden ist. Die bis zu 30 Zentimeter großen Figuren sind wie Gliederpuppen gefertigt und bestehen aus einem Drahtkörper mit einem Holzklotz als Korpus, geschnitzten Händen und Füßen sowie aufgesteckten Köpfen, die entweder aus Holz geschnitzt oder aus Wachs abgeformt waren. Manche Köpfe besitzen eingesetzte Glasaugen und tragen Frisuren aus verschiedensten Naturmaterialen, teilweise sogar aus Echthaar. Über den Körper wurden wertvolle, in aufwendiger Handarbeit genähte Kleider gezogen. Ordensfrauen fanden in den Klöstern Muße, um diese aus wertvollen Resten von Priestergewändern oder Opernkostümen anzufertigen und mit Perlen, Pailletten, Borten, Spitzen und Stickereien liebevoll zu schmücken. Die Gewänder wurden im Laufe der Zeit oft erneuert, sind bei dieser Krippe jedoch, und das macht sie so einzigartig, noch zu einem großen Teil im Originalzustand erhalten!

Prunk und Pracht wurden bei diesen barocken Repräsentationskrippen besonders gut zum Ausdruck gebracht. Sie waren allerdings nicht der Entwurf eines einzelnen Künstlers, sondern echte Volkskunst von verschiedenen, meist in Klöstern tätigen Handwerkerinnen und Handwerkern.

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Pagen/ Reiter (Königsgefolge)

Im Zentrum dieser ungewöhnlich figurenreichen Krippe, die immerhin aus 239 Figuren besteht, steht natürlich die Heilige Familie, welche von prunkvoll gestalteten Parade-Engeln bewacht und umrahmt wird. Die Engel erinnern in ihrer Darstellung besonders stark an die Barock-Oper, die großen Einfluss auf die frühen Krippen ausübte. Sie tragen, gemeinsam mit den Königen, die prachtvollsten Kleider und dazu federgeschmückte Kopfbedeckungen.

Von beiden Seiten der Geburtsszene ziehen Besucher herbei, die Könige und ihre Begleiter sowie die einheimische Bevölkerung. Den vier Königen aus dem Morgenland – vielleicht stehen die vier Könige für die damals bekannten vier christlichen Erdteile Europa, Afrika, Asien und Arabien -  folgt ihr exotisches Gefolge, unter das sich die verschiedensten Nationen gemischt haben. Orientalische Begleiter, Diener, bewaffnete Husaren, Soldaten und Reiter bilden den farbenfrohen Zug.

Die Reittiere sind auch die nahezu einzigen erhaltenen Tiere der Krippe: 2 Kamele und 14 Pferde sind vollständig aus Holz geschnitzt und zeugen teilweise von hoher Schnitzkunst. Besonders die feurigen, sich aufbäumenden Pferde sind sicher das Werk eines großen Meisters.
Von der anderen Seite zieht die einheimische Bevölkerung herbei. Das Volk hat sich in der ländlichen und städtischen Bevölkerung,
Tirolern in Tracht, Hirten, Städtern und Handwerkern, selbst dargestellt und nimmt so aktiv am Weihnachtsgeschehen teil.
Das Kirchenvolk mit den Hohepriestern und Ministranten gehört zu den Tempelszenen mit der Beschneidung und der Darbringung Jesu im Tempel. Eine Gruppe edler Damen hat sich zu einer Hochzeitsgesellschaft versammelt, der Hochzeit von Kana. Mit diesem ersten Wunder Jesu, der Wandlung von Wasser in Wein, endet traditionellerweise das Weihnachtsgeschehen.

Der originale Krippenhintergrund stammt von Josef Romed Kramer vulgo Mundler (1783 – 1855) aus Thaur.

Weitere Krippendarstellungen u.a. von Thomas Walch aus der Sammlung des Museums ergänzen die Weihnachtsausstellung.

 


 

 

Öffnungszeiten:

30.11.-15.12. (im Rahmen der Kunststrasse Imst):
Dienstag, Donnerstag, Freitag 14 - 18 Uhr
Samstag, Sonntag 14 - 19 Uhr

  

danach gelten wieder die regulären Öffnungszeiten:
Dienstag, Donnerstag, Freitag 14 - 18 Uhr, Samstag 9 - 12 Uhr (nicht an Feiertagen)
Für Gruppen jederzeit nach Voranmeldung, auch mit Führung!