MiB 2016 - Weihnachtskrippen

Historische WEIHNACHTSKRIPPEN

26.11.2016 - 2.2.2017

 

Das Museum im Ballhaus zeigt mit der „Klaissnerkrippe“ in diesem Winter wieder eine seiner prächtigen Großkrippen. Diese um 1850 entstandene Krippe mit ihren über 140 erhaltenen Figuren und dem originalen Krippenhintergrund ist restauriert worden und kann heuer erstmals vollständig der Öffentlichkeit präsentiert werden!

 

Aus dem Königszug der Klaissnerkrippe
Aus dem Königszug der Klaissnerkrippe

 

Die Klaissnerkrippe, benannt nach dem Schnitzer Johann Klaissner aus Zirl (1814 – 1885), besser  bekannt als „Plätz“, ist eine außerordentlich prachtvolle aus Holz geschnitzte Krippe. Besonders wertvoll macht sie die aufwendige Fassung, also die farbige Bemalung und Vergoldung der Figuren.  

Die Krippe besteht aus verschiedenen Szenen aus dem Weihnachtsevangelium, die üblicherweise in einer fix vorgegebenen Abfolge aufgestellt wurden; das Museum zeigt aber alle Figuren gleichzeitig.
Im Mittelpunkt steht natürlich die Heilige Familie, umgeben von anbetenden Engeln, Hirten und Königen. Die Könige, edle Männer aus fernen Ländern, haben sich bereits vor der Krippe eingefunden, gleichzeitig ist aber auch ihr berittener Einzug mit dem Gefolge dargestellt.
Unter das Hirtenvolk haben sich einheimische und orientalische Hirten gemischt, erkennbar an den unterschiedlichen Kopfbedeckungen. Begleitet werden sie von Patern, Pilgern (mit der Jakobsmuschel), Jägern, weiterer heimischer Bevölkerung wie einer Szene am Brunnen sowie natürlich vielen heimischen Tieren, Schafen und Ziegen, die in besonders natürlichen, anmutigen Körperhaltungen wiedergegeben sind.
Dagegen hat Klaissner die fremden Tiere aus dem Königszug, einen Vogel Strauß, Elefanten und Kamele, nie in Natura gesehen, sondern wohl nach Stichen gearbeitet, tragen die Kamele doch Pferdehufe, so wie richtigerweise auch die Maultiere,  die Elefanten fantastisch verformte Rüssel und eigenartige Köpfe. Leider hat der „Plätz“ den 1895 in Zirl Station machenden Zirkus nicht mehr besuchen können, doch viele andere Krippenkünstler strömten dahin, um die Anatomie dieser fremden Tiere zu studieren.
Weitere Szenen bilden die Verkündigung an die Hirten, die Beschneidung Jesu und eine Darstellung der Dreifaltigkeit bzw. des „Heiligen Stuhls“, den Thron, den Jesus verlassen hat, um als Kind auf die Erde zu kommen. Putten deuten das kommende Leid Jesu und seinen Kreuzestod an, indem sie die Leidenswerkzeuge und das Kreuz präsentieren.

All diese ca. 140 Figuren werden heuer erstmals vor einem über 60 m² großen, ebenfalls restaurierten Krippenhintergrund, signiert 1845 vom Thaurer Maler Johann Kramer, aufgestellt.

Die Restaurierung der Figuren hat sich vorwiegend auf eine Reinigung, Festigung und auf geringfügige Ergänzungen konzentriert, wobei einige späteren Übermalungen entfernt und darunter liegende – prachtvollere – Fassungen frei gelegt werden konnten. Viele Reittiere aus dem Königszug tragen Glasaugen und eine Polimentvergoldung, oft sogar mit Musterung. Dabei wurde auf einer farbigen Grundierung mithilfe eines speziellen Pinsels hauchdünnes Blattgold aufgebracht und poliert, was ein besonders schönes Durchscheinen verursachte. Wurde die Grundierung zuvor mit Punzierungen versehen, so ergab dies eine an textile Brokatstoffe erinnernde Struktur. Auch die Lüsterfassung sollte wertvolle Materialien vortäuschen. Über eine Silberauflage wurden lichtdurchlässige farbige Lasuren aufgetragen und poliert, wodurch metallisches Schimmern der Oberflächen erreicht wurde. Gerade die Fassung macht die Krippe so prachtvoll und war einst sehr teuer und nur von einem vermögenden Auftraggeber zu finanzieren.
   

Detail einer Figur: Reinigung Engel während der Restaurierung  
Restaurierungsarbeiten: Reinigung bzw. Entfernung von Übermalungen (Fotos: M. Mitterer)

Über den Schnitzer Johann Klaissner „Plätz“, von dem ein Großteil der Figuren stammt, wissen wir recht wenig. Aufgrund einer verkrüppelten Hand soll er für ein „normales“ Handwerk nicht geeignet gewesen sein, weshalb er sich als Schnitzer von Krippenfiguren verdingte. Er selbst soll verarmt gestorben sein, während seine Figuren heute zu besten Preisen verhandelt werden. Wer die Figuren gefasst hat, ist überhaupt nicht bekannt. 
Höchstwahrscheinlich wurde diese Prachtkrippe von der Imster Kaufmannsfamilie Pfurtscheller in Auftrag gegeben. Deren Geschäft befand sich genau an der Stelle im Zentrum von Imst, wo heute am "Leinplatzl" Florian-, Kramergasse, Sirapuit und Pfeiffenbergerstraße zusammentreffen. Die Krippe wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts dem Imster Museum übergeben und diesem schließlich testamentarisch vermacht.

Zukünftig soll diese Krippe auf einem passenden Krippenberg aufgestellt werden, der allerdings erst - entsprechend der vorhandenen Szenen und passend zum Hintergrund - konzipiert und gebaut wird.


Eine "Luammandlkrippe" sowie weitere weihnachtliche Szenen ergänzen die Weihnachtsausstellung im Ballhaus.

Im nächsten Jahr stellen wir wieder die barocke gekleidete Ursulinenkrippe aus, von der wir im heurigen Jahr aus Platzgründen lediglich eine kleine Figurenauswahl präsentieren können.



 

Die Krippe ist vom 1. Adventwochenende bis Maria Lichtmess im Museum im Ballhaus zu sehen, also von
26.11.2016 – 02.02.2017

Öffnungszeiten:
Dienstag, Donnerstag, Freitag 14 - 18 Uhr, Samstag 9 - 12 Uhr (nicht an Feiertagen) sowie nach Vereinbarung.

Erweiterte Öffnungszeiten im Rahmen der "Kunststrasse Imst" in den ersten drei Adventwochen:
26./27.11., 3./4.12., 8.12.,  10./11.12. (Samstag, Sonntag und Maria Empfängnis) zusätzlich von 15 – 20 Uhr geöffnet 

www.kultur-imst.at