MiB 2014 - Weihnachtskrippen

HISTORISCHE WEIHNACHTSKRIPPEN

Ausstellung vom 29. November 2014 - 31. Jänner 2015

 

Heute findet man in fast jedem Haushalt in Tirol zumindest eine kleine Weihnachtskrippe.
Früher hat man Krippen aber nur in Kirchen und Klöstern aufgestellt. Die bunten Figuren wurden zu verschiedenen Szenen gruppiert, um den Gläubigen, von denen ja die Wenigsten lesen und schreiben konnten, das Geschehen um Weihnachten zu vermitteln.  
Nur langsam fand die Krippe ihren Weg in die Häuser erst der Adeligen, schließlich auch in die Bauernstuben, wo Figuren aus ganz unterschiedlichsten Materialien, aus Holz, Ton, Papier, usw., aufgestellt wurden.

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Im Mittelpunkt der Krippenschau im Ballhaus steht natürlich die prächtige barocke Ursulinenkrippe.
Klosterfrauen aus dem Innsbrucker Ursulinenkloster haben um 1790 die Gewänder für die 239 Figuren in liebevoller Handarbeit genäht.
So genannte "gekleidete Krippen" wie diese sind typisch für die Zeit des Barock und zudem die älteste Krippenform in Tirol.  
Solche gekleideten Krippenfiguren wurden eigentlich immer in Klöstern hergestellt, wo Ordensfrauen Muße hatten, um die Kleider aus Resten von Priestergewändern oder Kostümen herzustellen. Für die Ursulinenkrippe wurden also Stoffreste verwendet, wobei diese aber kostbar und von sehr hoher Qualität waren. Zur Dekoration haben die Schwestern Spitzen, Borten, Klöppelarbeiten, Pailletten, französische und italienische Gewebe sowie Perlenschmuck verschiedenster Herkunft verarbeitet. Bemerkenswert ist die Liebe zum Detail und die große Vielfalt der verwendeten Materialien.  
Die meisten der hervorragend erhaltenen Köpfe sind aus Wachs bossiert, also aus Modeln abgeformt; sie tragen oft Echthaarfrisuren und auch noch Reste der originalen Bemalung. Die hohe kunsthandwerkliche Qualität zeigt sich auch an den (wenigen) Schnitzereien aus Holz.   Beeindruckend an der Ursulinenkrippe sind also nicht nur die große Figurenanzahl, sondern auch die prunkvolle Ausführung und der hervorragende Erhaltungszustand. Diese Repräsentationskrippe wurde einst in einer Kirche aufgestellt, wohl in der Umgebung von Ranggen, von wo sie vor etwa 100 Jahren nach Imst gekommen ist. Der Krippenhintergrund  stammt ebenfalls aus der Zeit um 1800 und wurde von Josef Romed Kramer (vulgo Mundler) aus Thaur gemalt.    

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Aus Holz geschnitzte Krippen wurden im Laufe des 19. Jahrhunderts immer beliebter, da sich nun sowohl anerkannte Bildhauer als auch Volkskünstler dieser Arbeit widmeten. Geschnitzte Figuren waren haltbarer und boten mehr Ausdrucksmöglichkeiten als die etwas steifen gekleideten Figuren.  
Eine Luxusversion einer aus Holz geschnitzten Krippe zeigt das Ballhaus mit der Klaissnerkrippe. Dabei handelt es sich um eine Arbeit des Zirler Krippenschnitzers Johann Klaissner vulgo "Plätz" oder "Plätzen Hannes".  
Die aufwendig gestalteten Figuren beeindrucken durch ihren Prunk, die Farbigkeit und den Detailreichtum. Vor allem bei den Engeln und beim Zug der Könige findet man eine so genannte Lüsterfassung, bei der durch einen aufwendigen Arbeitsprozess ein metallisches Durchschimmern der Farbe erreicht wurde. Kostspielige Polimentvergoldungen sind oft sogar noch in sich gemustert – es handelt sich bei dieser Krippe wahrlich um eine Nobelausführung.
Exotische Tiere, Elefanten, Kamele und sogar ein Vogel Strauß gehören dem Zug der Könige an. Viele dieser Tiere besitzen eingelegte Glasaugen. Dass der Künstler all diese Tiere nie in Natura gesehen hat, lässt sich nachvollziehen, tragen die Kamele doch Pferdehufe, und auch die Ausformung  der Elefanten entstammt zu einem Gutteil der Fantasie des Künstlers. Dagegen bestechen die einheimische Tiere, besonders Schafe und Ziegen, durch ihre Anmut und Natürlichkeit.
Über den Schnitzer, den „Plätzen Hannes“, wissen wir sehr wenig, viel hat er sich wohl von den berühmten Thaurer Krippenschnitzern aus der Familie Giner abgeschaut. Allerdings dürften nicht alle Figuren vom "Plätz" selbst stammen, manche sind von geringerer Qualität und etwas später zu datieren. Während seine Krippen heute bei Kennern hoch geschätzt sind, führte er selbst ein einfaches Leben, arbeitete für Essen und Obdach und war auf die Unterstützung seiner Familie angewiesen.    

Natürlich gab es nicht nur so aufwendige und teure Krippenfiguren, sondern auch aus billigen Materialien hergestellte Figuren, einfachere Ausführungen und Massenware.

Die einfachste und billigste Form der Krippe war die aus Papier. Man konnte Bögen mit aufgedruckten Figuren – als Holzschnitt oder Kupferstich - zum selbst Ausschneiden kaufen. Die Figuren wurden dann mit Wasserfarben bunt bemalt, auf Holzspieße geklebt und kulissenhaft vor einer Landschaft aufgestellt. Bei einfacheren Krippen finden wir auch Szenen, die sonst eher selten anzutreffen sind, so wie auch Darstellungen aus dem volkstümlichen Bereich.
Auch solche Beispiele zeigt das Museum aus seiner wertvollen Sammlung. 
Ergänzt wird die Schau durch weitere weihnachtliche Darstellungen.

 

Öffnungszeiten:
Dienstag, Donnerstag, Freitag  14 – 18 Uhr, Samstag  9 – 12 Uhr (an Feiertagen geschlossen) An den vier Adventsonntagen zusätzlich von 14 – 18 Uhr geöffnet!
(30.11./ 7.12./ 14.12./ 21.12.2014)
Führungen für Gruppen jederzeit auf Anfrage möglich!