MiB 2012 - 90 Jahre Dada

90 Jahre DADA

Ausstellung vom 30. Mai - 29. August 2012

Plakat zu "90 Jahre Dada"

 

Die heute weltberühmten Künstler Max Ernst, Tristan Tzara, André Breton, Hans Arp, Paul und Gala Eluard trafen sich mit mehreren anderen Dadaisten in den Jahren 1921 und 1922 für längere Aufenthalte in Tarrenz, hielten dort ihre Kongresse ab und machten Ausflüge nach Imst, Innsbruck und ins Außerfern nach Ehrwald.

Dada entstand in der Zeit des Ersten Weltkrieges, der in Europa zu einem politischen und gesellschaftlichen Umbruch geführt hatte und althergebrachte Systeme und Wertvorstellungen hinwegfegte. Die Dadaisten waren Pazifisten und Kriegsgegner - etliche von ihnen als Flüchtlinge in die nicht vom Krieg betroffene, neutrale Schweiz gekommen.

Die erste Dada Aktion findet sich 1916 im Cabaret Voltaire, gegründet von Hugo Ball und Emmi Hennings in Zürich, im selben Jahr gab gab Tristan Tzara die Zeitschrift "DADA" heraus. Der Name hat unterschiedliche Deutungen, "ja ja", aus der Kindersprache, von "gilli gilli" bis Schaukelpferd...; die "Urheberrechte" konnten auch nie wirklich geklärt werden. Mit der Vernichtung der alten Ordnung sollte der Weg für neue Denkschemata geebnet werden.
Die Dadaisten planten keinen neuen "Ismus" ins Leben zu rufen, sondern waren bestrebt, dem Zufall und der Anarchie wie auch der spielerischen Kreativität eine lebensbestimmende Rolle einzuräumen. Die bisherigen Künste sollten einer Antikunst weichen, Sinn wurde durch Unsinn ersetzt.
Dada provozierte, regte die Menschen an und war bestrebt, sie wachzurütteln. In der bildenden Kunst finden sich die Ideen des Dada ebenso wie in der Literatur, Musik und auch Politik.
Dada leitete ein radikal neues Kunstverständnis ein, das bis in die Gegenwart ihren Nachhall findet und in den Aktionen zu "90 Jahre Dada in Tirol" gewürdigt werden soll.

 

Eröffnungs-Manifest

Hugo Ball am 1. Dada-Abend in Zürich, 14. Juli 1916

Dada ist eine neue Kunstrichtung.
Das kann man daran erkennen, daß bisher niemand etwas
davon wußte und morgen ganz Zürich davon reden wird.
Dada stammt aus dem Lexicon. Es ist furchtbar einfach.
Im Französischen bedeutets Stechenpferd. Im Deutschen: Addio, steigt
mir bitte den Rücken runter, auf Wiedersehen ein ander Mal!
Im Rumänischen "ja wahrhaftig, Sie haben Recht, so ist es. Jawohl wirklich. Machen wir." Und so weiter.
Ein internationales Wort. Nur ein Wort und das Wort als Bewegung.
Es ist einfach furchtbar.
Wenn man eine Kunstrichtung daraus macht, muß das bedeuten,
man will Komplikationen wegnehmen.
Dada Psychologie, Dada Literatur, Dada Burgeoisie und ihr,
verehrteste Dichter, die ihr immer mit Worten, nie aber das Wort selber gedichtethabt.
Dada Weltkrieg und kein Ende, Dada Revolution und kein Anfang.
Dada ihr Freunde und Auchdichter, allerwerteste Evangelisten.
dada Tzara, Dada Huelsenbeck, Dada m´dada, Dada mhm´dada, Dada Hue, Dada Tza.
Wie erlangt man ewige Seligkeit?
Indem man Dada sagt.

  

Dadaisten am Imster Stadtplatz, 1922   Dadaisten in Tarrenz, 1921
Josephson, Tzara, Chrusecz, Maclés, Taeuber,          Tzara und Ernst in Tarrenz, 1921
Sakier, Hannah Josephson
Imster Stadtplatz, 1922

Das erste Jubiläum, 65 Jahre DADA - Tirol, wurde 1965 von und in der Museumsgalerie Tarrenz mit einer Ausstellung von satirischen Objekten mit Lesungen (Didi Mössmer) und Musik und allerlei Aktionen veranstaltet.
Im Juni 1989 "DADA-Sommerfrische", veranstaltet vom Kulturverein Gegenlicht, mit Aktionen, Lesungen, Musik, Aktionen und prominenter Beteiligung. Gerhard Rühm, Mathias Schönweger, Oswald Perktold, Heinz D. Heisl, Tiroler Ensemble für neue Musik (Leitung: Günther Zechberger), Max Bläulich, Raoul Schrott,... im Gasthaus Sonne, einem der Quartiere der Dadaisten, im Gasthaus Hirschen Imst und Obtarrenz.

90 Jahre Dada in Tirol

Eine Reihe von nicht alltäglichen Kulturveranstaltungen startete im Februar in Landeck, machte einen Halt in Schloss Starkenberg und in der Museumsgalerie Tarrenz und findet jetzt eine Fortsetzung im Imster Ballhaus. Im weiteren Verlauf finden Dada-Veranstaltungen in Untermieming und in Innsbruck statt und erinnern an den Aufenthalt der Dadaisten vor 90 Jahren in Tirol, besonders in Tarrenz und Imst.
Dadaisten logierten zeitweise im Gasthof Post in Imst, Max Ernst bewohnte kurzzeitig ein Zimmer im Starkenberger Schlösschen, aber auch in der "Sonne" in Tarrenz.

Schloss Starkenberg Dadaisten in Tarrenz, 1921
Schloss Starkenberg um 1920                                    Max Ernst, Gala und Paul Eluard, Tarrenz, April 1921

Mit den Initiatoren Gerald Kurdoglu Nitsche, Hannes Weinberger und Reinhold Neururer beteiligen sich rund 30 Künstler aus Österreich, Deutschland, Italien, Polen, der Türkei und der Schweiz mit Bildern, Objekten, Lesungen und musikalischen Darbietungen an den Kunstaktionen und wollen damit zur eigenen Freude und der der Besucher an die Dadaisten von 90 Jahren erinnern.

22. Februar- 26. März 2012: Atelier im Karrnerwaldele, Graf, Landeck
28. März - 4. Mai: Brauerei Schloss Starkenberg, Tarrenz
20. April - 6. Mai: Museumsgalerie Tarrenz
30. Mai - 29. August: im Imster Ballhaus können die unterschiedlichsten Exponate und Aufführungen bestaunt werden
31. August - Mitte September: Kunst-Werk-Raum Mesnerhaus in Untermieming.
Den Schlusspunkt der Veranstaltung bildet die HTL-Galerie in Innsbruck im heurigen Herbst.

 

DADA

geboren in Zürich, "Cabaret Voltaire" 5. Februar 1916
1921/22/23 für tot* erklärt
lebt aber immer irgendwo

*Der dadaistische Mensch trägt die Zeichen
seiner eigenen Verweseung ständig vor Augen
deutlich mit sich herum und weiß genau,
daß er nur eine ephemere Erscheinung ist.
Das macht ihm nichts, da er die Ewigkeitswerte
negiert und ihm sein eigener Tod nichts mehr
bedeutet als ein lässig gesprochenes Wort.
Der Tod ist für ihn eine durchaus dadaistische
Angelegenheit. Deshalb liebt er es,
sich in Gefahren zu begeben...
Er wird die Vorstellung, sie sich mit dem
Wort DADA verbindet, aufheben,
wann ihm die Zeit dazu gekommen zu sein scheint.

Richard Huelsenbeck