MiB 2008 - Ursulinenkrippe

Die fertig restaurierte URSULINENKRIPPE
Austellung vom 22. November 2008 - 31. Jänner 2009

Öffnungszeiten:
bis 14. 12. Sonderöffnungszeiten:
Dienstag, Donnerstag bis Sonntag (und Montag, 8.12.) 14 - 18 Uhr

ab 15. 12. gelten wieder die üblichen Öffnungszeiten:
Dienstag, Donnerstag, Freitag 14 - 18 Uhr, Samstag 9 - 12 Uhr

 Städter  Engel  Tiroler

Das Museum im Ballhaus Imst präsentiert den Besuchern mit der Ursulinenkrippe eine ganz besondere Krippe.
Eine außergewöhnlich figurenreiche, gut erhaltene und kostbare gekleidete Krippe aus der Zeit des Barock konnte durch Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten vor dem Verfall gerettet und für die Nachwelt erhalten werden.

Nach fünfjährigen Restaurierungsarbeiten können wir im heurigen Winter erstmals die gesamte fertig restaurierte Ursulinenkrippe präsentieren. Dazu wurde ein moderner Krippenberg gebaut, der den Figuren vor dem originalen Krippenhintergrund einen möglichst repräsentativen Rahmen bieten soll.

Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog, der zum Preis von € 4,- im Museum erhältlich ist (Gestaltung, Fotos: Willi Pecht, Text: Sabine Schuchter).



DIE URSULINENKRIPPE

Heilige FamilieBei der Ursulinenkrippe handelt es sich um eine gekleidete Krippe aus der Zeit des Barock, welche kurz nach 1790 entstanden sein dürfte.

Die Figuren dieser so genannten "gekleideten"  Krippe sind wie Gliederpuppen ausgeformt. Der Körper besteht aus einem einfachen Holzklotz mit teilweise umwickeltem Draht, über welchen zum Teil kostbare Gewänder gezogen wurden. Die Gliedmaßen – Arme und Beine – waren aus Holz geschnitzt, die Köpfe konnten aus Holz geschnitzt oder aus Wachs bossiert sein. 
In diese Köpfe sind oftmals Glasaugen (von hinten) eingesetzt. Die meisten der Köpfe tragen Frisuren aus verschiedensten Naturmaterialen, teilweise sogar aus Echthaar. Die Bekleidung der Figuren wurde aus Stoffresten gefertigt, wobei Materialien aus dem kirchlichen Bereich und auch aus dem Umfeld des Theaters verwendet worden sind. Deshalb finden wir wertvolle Samt- und Seidenstoffen aus Frankreich und Italien in den verschiedensten Webtechniken. Dazu kommen besondere Borten, Stickereien, Perlen und Spitzen, hergestellt in verschiedensten Techniken. Die Kleider wurden in liebevoller Handarbeit angefertigt, mit Borten bestickt, Perlen und Pailletten wurden einzeln angenäht und bildeten prachtvolle Muster und Dekorationen.
Solche Krippen waren nicht der Entwurf eines einzelnen Künstlers, sondern echte Volkskunst, die von den verschiedensten Handwerkern stammte, hauptsächlich aus Klöstern.

Die Krippe im Besitz des Imster Museums beeindruckt einerseits durch ihren großen Figurenreichtum: sie besteht aus 239 Figuren, womit es sich wohl um die größte derzeit bekannte gekleidete Krippe in Tirol handeln dürfte. Dazu kommt, dass nur relativ wenige Kleider im Laufe der Zeit ausgetauscht worden sind, folglich ist noch sehr viel von den barocken Originalstoffen (oft auch unter einer neueren Bekleidung) erhalten geblieben.
Viele der Wachsköpfe befinden sich in einem außerordentlich guten (originalen) Erhaltungszustand, mit Frisuren und Bemalungen aus der Zeit des Barock. Die Holzschnitzereien schließlich sind Zeugnis hoher kunsthandwerklicher Qualität.
Dennoch war eine Restaurierung dringend erforderlich. Verschmutzung, Bruchstellen, fehlende Teile und natürlich Gebrauchsspuren gehörten zu den typischen Schadensbildern.

Drei Expertinnen, Restauratorinnen für historische Textilien (Ing. Gabriele Klein), für Wachs (Sigrid Antretter) und für Holzschnitzereien (Mag. Birgit Pichler), machten sich an die Arbeit, welche nach fünf Jahren beendet werden konnte.


Geschichte

Postkarte aus dem HeimatmuseumKurz nach der Gründung des Imster Museumsvereines wurde die „großen Krippe mit gekleideten Figuren und Wachsköpfen“ „aus einem Bauernhaus in Ranggen“ angekauft, wie die Inventarbücher des Imster Museums berichten. Ein handschriftlicher Vermerk dazu erläutert: „Die sogenannte Klosterkrippe aus Ende 1700 wahrscheinlich aus dem Ursulinenkloster in Innsbruck.“
Dass die Krippe aus einem Kloster, in unserem Fall jenem der Ursulinen, stammen soll, verwundert nicht: Schließlich erforderte das Schneidern der Kleider, das Besticken mit Perlen und Borten viel Muße und Geduld, welche am ehesten die Klosterfrauen aufbringen konnten.
Ansichtskarten, die zwischen 1909 und 1929 entstanden sind, zeigen die Aufstellung der Krippe im Heimatmuseum: die prachtvollen Figuren sind rund um die Geburtsgrotte vor dem Krippenhintergrund angeordnet.
Solch große Krippen wie die Ursulinenkrippe waren nicht für eine private Stube gedacht, sondern für eine Kirche angefertigt worden. Wo die Ursulinenkrippe einst aufgestellt war, ist jedoch unklar.


Die Figurengruppen

Engel Im Zentrum jeder Krippe steht natürlich die Heilige Familie. Doch gerade von der Hauptgruppe war bei der Ursulinenkrippe nur der Heilige Josef erhalten. Maria wurde im Zuge der Restaurierung aus einer anderen Figur umgestaltet und authentisch in historische Stoffe gekleidet.  Das Jesuskind ist leider vollständig verloren gegangen, es konnte aber durch einen Neuankauf, ein Original aus der Barockzeit, ersetzt werden.
Bewacht und umrahmt wird die Hauptszene von den Engeln, welche zur Parade aufgestellt sind. Bei ihrer Darstellung ist die Barockoper am stärksten zu spüren. Sie tragen gemeinsam mit den Königen die prachtvollsten Kleider und dazu federgeschmückte Kopfbedeckungen, vergoldete Kreuzstäbe und ebensolche Flügel.
Von beiden Seiten der Geburtsszene ziehen Besucher herbei: die Heiligen Könige oder Magier und ihre Begleiter sowie die einheimische Bevölkerung.
Eine Besonderheit der Imster Ursulinenkrippe ist, dass vier Könige dem Jesuskind huldigen.  Warum dies so ist, ist nicht ganz klar, unter Umständen wurde einer der Könige erst in späterer Zeit umgeformt.
Vielleicht stellt der vierte König den legendären König Artaban aus Arabien dar, welcher Edelsteine als Gabe bringen sollte, aber erst später ankam. In den vier Königen kann man auch Vertreter der damals bekannten vier Weltteile sehen, die nur zum „Namen-Jesu-Fest“ aufgestellt werden konnten.
Pferde Den Königen aus dem Morgenland folgt eine Gruppe von fast 70 Figuren: orientalische Begleiter, Diener, bewaffnete Husaren als Vertreter verschiedenster Stämme sowie Soldaten und Reiter bilden den farbenfrohen Zug.Die Reittiere sind auch die beinahe einzigen erhaltenen Tiere der Krippe: 2 Kamele und 14 Pferde sind vollständig aus Holz geschnitzt und zeugen teilweise von hoher Schnitzkunst. Besonders die feurigen, sich aufbäumenden Pferde sind sicher das Werk eines großen Meisters.
Von der anderen Seite zieht die einheimische Bevölkerung herbei. Das Volk hat sich in den Bildern der ländlichen und städtischen Bevölkerung selbst dargestellt und nimmt so aktiv am Weihnachtsgeschehen teil.
Das Kirchenvolk mit den Hohepriestern und Ministranten gehörte nicht zur anbetenden Gruppe im Stall, sondern zu den Tempelszenen. Vermutlich haben sich die Reste von zwei Gruppen erhalten, die einmal der Beschneidung Jesu und einmal wohl der Darbringung Jesu im Tempel angehörten.
Eine weitere, nicht zur Anbetung gehörende Gruppe stellt edel gekleidete Damen dar. Diese haben sich vermutlich zu einer Hochzeitsgesellschaft versammelt, der Hochzeit von Kana. Dieses erste Wunder Jesu, die Feier eines Festes, passte durch seinen fröhlichen Inhalt gut zum Weihnachtsgeschehen.

Krippenberg - Krippenhintergrund

Detail aus dem KrippenhintergrundÜber das Aussehen barocker Krippenberge wissen wir wenig, kaum etwas ist überliefert. Den Krippenberg in der heute bekannten Form gibt es erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. In der Barockzeit handelte es sich dagegen um recht einfache, kulissenhafte Aufbauten vor einem gemalten Hintergrund.
Weil sich auch der Berg der Ursulinenkrippe nicht erhalten hat, wurde versucht, einen modernen, möglichst schlichten Aufbau zu gestalten, der den originalen Figuren einen repräsentativen Rahmen bietet. Da auf alten Postkarten die Geburtsgrotte als Ruine abgebildet ist, konnte sie so weit als möglich originalgetreu nachgebaut werden.

Der sechseinhalb Quadratmeter große, zur Ursulinenkrippe gehörige Krippenhintergrund stellt eine Landschaft sowohl mit Elementen nordischer als auch orientalischer Architektur dar. Im Zentrum über der Geburtsszene erscheint der Verkündigungsengel mit dem Spruchband in den Händen.
Die Darstellung wird dem Krippenmaler Josef Kramer vulgo Mundler (1783 – 1855) aus Thaur zugeschrieben. Von ihm stammen auch die große Bretterkrippe in der Kirche von Imsterberg sowie verschiedene Papierkrippen, welchen allen eine lebhafte Farbigkeit eigen ist.
Die verwendete Leinwand wurde aus verschiedenen, teilweise geflickten Stücken zusammengesetzt, was zeigt, dass mit dem Material äußerst sparsam umgegangen werden musste.
Im Jahr 2005 wurde der gesamte Hintergrund von Mag. Hemma Kundratitz restauriert und ergänzt.

Zusammenfassung

Das Museum im Ballhaus Imst präsentiert den Besuchern mit der Ursulinenkrippe eine ganz besondere Krippe.
Eine außergewöhnlich figurenreiche, gut erhaltene und kostbare gekleidete Krippe aus der Zeit des Barock konnte durch Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten vor dem Verfall gerettet und für die Nachwelt erhalten werden.
Ohne die  Unterstützung unserer Sponsoren und Förderer wären die aufwändigen Arbeiten nicht durchführbar gewesen - DANKE!

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