MiB 2007 - Thomas Walch Rede

Thomas Walch - Robinson und Maler seiner Heimat
(1867 - 1943)

Wie bei vielen Malern zeigte sich Thomas Walchs Talent schon sehr früh, was die Familie bewogen haben mag, ihn bei einem Imster Fassmaler in die Lehre zu geben. Die folgende Ausbildung zog sich sehr: Thomas Walch wanderte zu Fuß nach München, besuchte dort eine Privatschule, dann in Wien die Kunstgewerbeschule und schließlich, ausgestattet mit einem Tiroler Stipendium, die Akademie in München. Da war er bereits dreißig Jahre alt. Drei Jahre als Schüler Defreggers prägten ihn für sein Leben.
Anfangs vor allem als Porträtist gefragt, wirkte Walch in Brixen und Ungarn, in München und natürlich in seiner Heimatstadt. Im Ersten Weltkrieg war er eine Zeitlang Kriegsmaler an der Südfront. In die Geschichte von Imst ist er eingegangen als Gründer und Förderer des Heimatmuseums und des Imster Museumsvereins (gegründet 1909). Im selben Jahr wurde Walch von Kaiser Franz Josef mit einer Brillantnadel ausgezeichnet. Lange Jahre war er Obmann der Fasnacht, die er nach Kräften förderte.
Seit 1923 mit Jakobine Gfall verheiratet, pendelte er zwischen Tirol und Bayern hin und her. In Imst und dem Oberland gilt Thomas Walch als bedeutender Vertreter der Münchner Schule. Um eine kritische Würdigung seines Werkes aus heutiger Sicht zu erstellen, wurde der Weg gewählt, mit fünf Imster Künstlern zum Thema zu sprechen: Elmar Kopp, Willi Pechtl, Elmar Peintner, Gustl Stimpfl und Andreas Weissenbach taten ihre Meinung kund - hier eine Zusammenfassung.
Um Thomas Walch künstlerisch einzuordnen, lohnt sich ein Blick auf seine Zeitgenossen Mathias Schmid (ebenfalls Vertreter der Münchner Schule, aber auch mit einem Blick auf soziale Themen), Albin Egger-Lienz (seine Bilder haben wir alle vor Augen), den älteren Theodor von Hörmann (einen bedeutenden Vertreter des Impressionismus). Man vergegenwärtige sich auch die Gruppe Blauer Reiterin Bayern oder die Tatsache, dass sich nach dem Weltkrieg in Tarrenz Vertreter der Dada-Bewegung aufhielten. Dies alles und der gewaltige Umbruch der Kunst um die Jahrhundertwende und in den Zwanzigern gingen am Imster Maler scheinbar spurlos vorüber, sodass man ihn - künstlerisch gesehen - als Robinson auf seiner Insel bezeichnen kann. Thomas Walch war ein durch und durch konservativer Künstler - sein gutes Recht, aber es soll hier benannt werden.
Urteile über sein Können fallen einhellig positiv aus, seine Technik gilt als perfekt(ionistisch). Als wertvoll genannt werden Porträts, Stillleben, und vor allem seine Landschaftsstudien. Letztere werden in einer gesonderten Ausstellung 2008 gezeigt werden. Differenzierter werden seine großen Ölgemälde mit Szenen aus dem bäuerlichen Alltag und patriotischen Inhalten beurteilt. Da ist schon von der Tendenz zu Süßlichem, Sentimentalem die Rede. Kommerziell am erfolgreichsten war Walch mit Bildern zum Themenkreis "Verlorene Heimat Südtirol". Nun mag man einem freien Künstler nicht verargen, dass er den Erfolg nach Möglichkeit prolongiert, schließlich muss er davon leben - in einem "Nest wie Imst schwierig genug". In diesem Zusammenhang reden manche seiner Nachfolger aber auch davon, er habe sich selbst kopiert, das Thema dominiere die künstlerische Form, seine Bilder würden allzu literarisch, erzählend. Von "provinziellem Ernst" wird gesprochen. Elmar Kopps Thomas-Walch-Brunnen bei der Hauptschule Oberstadt trägt die Inschrift "Thomas Walch - Maler seiner Heimat", womit seine Bedeutung kurz und charakterisiert wird. Ebenso knapp (und vernichtender) formuliert es Max von Esterle, der Bilder Walchs als "gut gezeichnet" empfand, jedoch auch "bieder, aber sonst bei Gott nichts!"
A
ndererseits war Thoams Walch durchaus erfolgreich und anerkannt. Ein Zeitzeuge erinnert sich, wie sich Walch von seiner Frau Bine im noblen Opel Kapitän durch die Stadt führen ließ, im Fonds sitzend, auf den Stock gestützt, mit dem breitkrempigen Künstlerhut - ganz im Stil eines selbstbewussten Malerfürsten. Er baute sich ein schmuckes Haus am Pirchet, die Serie von Kunstkarten war recht erfolgreich.
Alles in allem: ein bedeutender Imster Künstler, der nicht überschätzt werden sollte.
(Zusammenfassung der Eröffnungsrede am 15.03.2007 von Mag. Manfred Thurner)